Inspirationen erhalten, Erfahrungen sammeln und Networking betreiben
Als Sponsee im Sponsorship-Program
Von Kerstin Schmiedel
"Mentoring is a brain to pick, an ear to listen, and a push in the right direction." Dieses Zitat von John C. Crosby, ehemaliges Mitglied des Senats von Massachusetts, bringt es für mich auf den Punkt, was Mentoring ausmacht. Ich selbst bin aktuell Teil eines Mentoring-Tandems und habe im Zuge der Sponsee-Sponsor-Beziehung diese erwähnten Aspekte selbst erleben dürfen.
Im Rahmen der verschiedenen Entwicklungsprogramme bietet unsere Kanzlei weiblichen Associates unter anderem ein Sponsorship Program an. Dieses zielt darauf ab, Junior Anwältinnen auf ihrem Karriereweg eine/n erfahrene/n Sponsor aus der Partnerschaft zur Seite zu stellen, die/der die Sponsee bei Bedarf mit Rat und Tat unterstützt. Im gemeinsamen Austausch werden Fragen diskutiert wie: Wie gelang der erfahrenen Anwältin/ dem erfahrenen Anwalt die eigene Karriere, wo lagen ggf. Stolpersteine, wie konnten diese überwunden werden? Die Kanzlei möchte damit den weiblichen Associates Mut machen, ihren eigenen Karriereweg zu gehen. Eine der Besonderheiten des Programms ist, dass es keinen festen Ablaufplan vorgibt. Stattdessen können Sponsor und Sponsee das Format sowohl inhaltlich als auch organisatorisch völlig flexibel gestalten und ganz individuell auf die Interessen und Anliegen der Sponsee ausrichten.
Erstmals erfuhr ich von dem Sponsorship Program von einer Kollegin, die begeistert von ihrer Tandem-Erfahrung berichtete. Dies weckte sofort mein Interesse. In dem zufällig kurz danach stattfindenden Feedback-Gespräch mit unserer Personalverantwortlichen kam das Thema Sponsorship erneut auf.
Die Antwort auf die Frage, wen ich mir als Sponsor vorstellen könne, fiel mir leicht: Es sollte eine erfolgreiche, sowohl fach- als auch standortfremde Partnerin sein, die all diejenigen Karriereschritte bereits gemeistert hat, die mir als junge Anwältin noch bevorstehen. Meine Wahl fiel auf Anahita Thoms, Leiterin der Außenwirtschaftsrechtspraxis unserer Kanzlei, die zu diesem Zeitpunkt im Düsseldorfer Büro tätig war und inzwischen im Berliner Büro arbeitet.
Sie hatte ich ein paar Wochen zuvor während unserer kanzleieigenen Veranstaltungsreihe “Be your own role model“ kennengelernt. Ihre Persönlichkeit, ihre fachliche Expertise und ihr soziales Engagement hatten mich sofort beeindruckt und inspiriert.
Mentoring-Tandem: Kerstin Schmiedel (li., Sponsee) und Anahita Thoms (re., Sponsor) während ihres gemeinsamen Lunchtermins in Berlin
Unsere Personalverantwortliche leitete meine Sponsorship-Anfrage gleich an Anahita Thoms weiter, die netterweise prompt einwilligte. Wir verabredeten uns direkt zu einem ersten Kennenlern-Telefonat. Es folgten seither viele weitere virtuelle und auch persönliche regelmäßige Treffen, in denen wir uns in einem informellen Rahmen über berufliche Themen wie z.B. Karriereentwicklung, Business Development, fachliche Weiterentwicklung, Pro Bono und auch private Belange austauschten.
Mein persönliches Highlight war bislang die gemeinsame Entwicklung eines Karriere-Step-Plans, in den Anahita Thoms ihren langjährigen und ganz persönlichen Erfahrungsschatz einfließen ließ und den ich seitdem in meinem beruflichen Alltag verfolge.
Während des Sponsorship Programs sammelte ich bisher sehr viele positive und wertvolle Erfahrungen und erhielt interessante Denkanstöße.
Ich persönlich empfehle jeder Kollegin, von der Möglichkeit des Sponsorship Program Gebrauch zu machen. Gerade uns jungen Anwältinnen bietet es die einmalige Möglichkeit, von dem vielseitigen, langjährigen und überaus wertvollen Erfahrungsschatz der/des Sponsors zu profitieren. Man kann sich innerhalb der Kanzlei vernetzen und auf informelle Art und Weise mögliche Dos and Don’ts beim Erklimmen der Karriereleiter erfragen. Dies empfinde ich persönlich gerade deshalb als sehr wertvoll, weil sich die/der Sponsor selbst in der Vergangenheit in einer ähnlichen Position befunden hat und hilfreiche Tipps an die Hand geben kann. Insgesamt ist es sehr bereichernd, auf dem eigenen Karriereweg eine/n erfahrene/n Sponsor an seiner Seite zu haben, der/die die "Firmenpolitik" des eigenen Arbeitgebers kennt, an die persönliche und fachliche Entwicklung der Sponsee glaubt und diese fördert.
Kerstin Schmiedel ist Associate der Praxisgruppe Arbeitsrecht im Berliner Büro von Baker McKenzie. Sie berät nationale und internationale Mandanten in allen Fragen des Arbeits-rechts, z.B. bei Kündigungen und der Gestaltung von Arbeitsverträgen. Außerdem berät sie Unternehmen bei Fusionen und Übernahmen, Umstrukturierungen und Betriebsratsangelegenheiten und vertritt Unternehmen in arbeitsgerichtlichen Verfahren in Deutschland.
Dieser Beitrag ist erschienen im Newsletter 'Karriere-Jura', für dessen Bezug Sie sich auf dieser Seite eintragen können.
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